18. Wacker-Radtour fiel ins Wasser!





15 wackere Radfahrer trotzen (fast alle) dem Wetter

1. Tag: Offenbach – Fulda
Sabine, Matze und ich trafen sich am Offenbacher Hauptbahnhof, um – wie geplant – per Bahn nach Gelnhausen zu fahren und dort die Radtour aufzunehmen. Nach einem Blick zum Himmel beschlossen wir, uns ein Hessenticket zu kaufen. Lieber fünf Euro p. P. mehr ausgeben, aber dafür die Möglichkeit haben, überall unterwegs wieder einsteigen zu können.
In Gelnhausen fuhren wir erst einmal in die falsche Richtung! Geht ja gut los…Selbst die Eingeborenen deuteten in verschiedene Richtungen. Durch unseren gesunden Menschenverstand fanden wir aber auf die rechte Spur. Nun ging es zügig voran! Aber nur fünf Kilometer weit. Es folgte die erste Pause (!!!): rauchen – essen – pinkeln (ihr könnt euch aussuchen, wer was gemacht hat).
In Bad Soden-Salmünster wurde bei einem Jugo Mittag gegessen, und in Flieden gab es zur Belohnung für den langen Anstieg Kaffee und Kuchen. Da unsere Teller immer leer waren, hatte Petrus (der da oben) ein Einsehen mit uns. Mehrere schwarze Wolken hingen über uns, so dass wir auch immer den nächsten Bahnhof im Blick hatten. Aber bis auf paar einzelne Tropfen blieb es trocken!
Jedenfalls am Himmel. Je weiter wir uns Fulda näherten, desto unbefahrbarer waren die Radwege am Fluss. Diesmal kam Petrus persönlich bei uns vorbei in Gestalt eines kleinen alten Männleins in Fahrrad-Montur, der uns exakt erklärte, welche Wege wir wegen Hochwassers und gesperrten Straßen und Wegen nehmen mussten. Seine Tipps haben uns sicherlich 20-30 km bzw. eine Stunde Umwege gespart…
Kurz vor dem Ziel (Fulda) sahen wir dann den Fluss (Fulda). Riesenbreit; ich dachte, ich sei am Amazonas mit all den Bäumen im „See“ und den im Wasser treibenden Holzbrocken. Plötzlich hatten wir ein kleines Pfützchen auf dem Radweg, dann war es eine kleine Einflutung (gibt’s dieses Wort?), dann waren es schon kleine Wellen, die wir überwinden mussten. Auch ohne Aquaphobie kapitulierten wir an einem Bahndamm. Weil: Wassertiefe unbekannt.
So wurden aus geplanten gut 70 km am Abend dann gute 90… Letzte Kraftreserven aktiviert zum Trätzhof hoch, dann gab es leckeres Bier… Und Abendessen. Und Fußball. Doch nach dem 1:0 für Hoffenheim schlossen wir den Abend mit spannenderen Skatrunden ab!

2. Tag: Fulda – Altenmorschen
Pünktlich 8.30 Uhr trafen wir uns zum Frühstück, um 10 Uhr ging es weiter. Obwohl mir Matze bescheinigte, dass ich nicht schnarche („Mehr so ein Röcheln plus weiterer ihm zuvor unbekannter Töne“), war sein (fast) erster Weg in eine Apotheke, um sich Ohrstöpsel zu besorgen. Wir hatten – wie von Sabine angekündigt – nun auch wettermäßig einen wunderschönen Tag. Mit (etwas) Sonne machte es uns auch nichts aus, einige wadenhohe Tümpel auf dem Radweg einfach zu durchradeln. Wo wir wegen der Wassertiefe unsicher waren, schickten wir Sabine vorneweg. Kam sie gut durch, zogen wir nach.

Matze in den Fulda-Fluten!


Sabine und Theo in den Fulda-Fluten



In Kurpark von Bad Hersfeld (man konnte draußen sitzen!) fanden wir einen Italiener. Beppo war wohl gerade aufgewacht (Öffnungszeit 14 Uhr), denn er empfahl uns Spaghetti al dente, die er sich sowieso gerade machen wollte. Sie waren sehr lecker. Dazu zwei Weizen, dann knackten Matze und ich sofort weg. Nur Sabine nicht, weil sie alkoholfrei trank und ihre Zigarette nicht verschlucken wollte.

Bine bei Beppo!



Darüber beschwerte sie sich später, weil wir frisch ausgeschlafen und vitaminreich gestärkt nun davonrasten wie Armstrong und Ullrich.
Nach einigen Umwegen – dort, wo das Wasser zu hoch war – erreichten wir unser Ziel, wieder nach gut 90 km. Eine alte Poststation, eher ein Museum als ein Hotel. Wir durften dort essen, obwohl Ruhetag war, und bezahlten dies reichlich… Den geplanten Kneipenbummel durchs Ort verschoben wir aufs nächste Mal. Wegen Müdigkeit.

3. Tag: Altenmorschen – Hannoversch Münden
Wir Glückpilze! Die ganze Nacht hatte es geregnet, und exakt in dem Moment, als wir unsere Zimmerrechnung bezahlten, sahen wir draußen, wie die Schirme eingeklappt wurden. Ich holte die Räder aus dem Schuppen. Gepäck drauf und ab – im Regen! Die Wasserpause hatte gut gerechnet fünf Minuten gedauert. Aber wir wollten und mussten ja weiter. Kurz vor Melsungen (noch 5 km) hatten wir die Nase voll vom An-der-Bundesstraße-fahren und nahmen den „kleinen Umweg“ nach ??? (so ein kleines Kaff) in Kauf. Wir hätten auf die Frau hören sollen, die Sabine nach dem Weg fragte: „Was, da wollt ihr rauf!!??!!“ Denn es ging kilometerlang recht steil bergauf, was mich zur einzigen Schiebung auf der gesamten Tour zwang. Endlich oben angekommen, konnten wir lesen: Melsungen 5 km…
Aber die gesamte Strecke ging es nun bergab, Tour-Höchstgeschwindigkeit 56 km/h. Allerdings waren wir bzw. unsere Klamotten so durchgeweicht, dass die Aussicht auf Kaffee oder Bier klar in der Außenseiterrolle gegenüber einer Bahnfahrt mit schnellstem Weg ins Hotel war. Aber in Hann.Münden musste es dann doch Kaffee und Eis sein, und zum Glück war das Hotel (garni!) besetzt, und wir konnten gleich unser Zimmer beziehen. Das Angebot, unsere Regenjacken in den Trockner zu stecken, reichte mir bei weitem nicht aus. Nun merkte ich erst, was alles durchweicht war: Handschuhe, Socken, Rad- und T-Shirt, Baff, Hosen etc. Es gab kaum einen freien Fleck im Zimmer, der nicht mit einem Kleidungsstück belegt war.
Unser kurzer Erkundungstrip durchs Örtchen landete in einem Biergarten (unter Schirmen natürlich) gegenüber dem Hotel. So konnten wir kurz darauf sehen, wie Ernst verzweifelt einen Parkplatz suchte. Als er uns sah, parkte er dort, wo er gerade stand, ziemlich quer zur Straße…
Das Abendessen im Ratskeller (direkt im Rathaus) war sensationell. Für 16,90 € konnte man essen, was man sah. Von Salat über Suppe, acht Sorten Fleisch bis zum Nachtisch auf (wenn’s reicht) acht Metern Buffet. Ich wusste gar nicht, dass man sooo viel essen kann. Pünktlich um 20.10 Uhr waren wir satt – es gab ja das Fußball-Länderspiel. Sabine und Matze waren müde ob des anstrengenden Nachtmahls, aber Erne und ich wollten das Spiel doch lieber in einer Kneipe sehen. Allerdings entpuppten sich die beiden uns empfohlenen „Bars“ als Raucher-Kneipen (die dürfen in Niedersachsen noch…). Das kam für uns nicht in Frage. Also suchten wir weiter.
In einer schummrigen Nebenstraße sprach Erne dann einen osteuropäisch aussehenden Mann an und fragte ihn, wo man hier Fußball schauen könne. Der empfahl uns wieder die Kneipen, die wir gerade abgelehnt hatten. Dann sagte er schicksalshaft: „Dann versucht es doch mal zwei Eingänge weiter…“ Wir standen vor einem Haus, ohne Licht, Leuchtreklame oder ähnliches; die großen Fenster links und rechts des Eingangs (war wohl früher ein Tante-Emma-Laden) waren mit Decken oder dicken Vorhängen zugehängt. Davor stand ein dicker BMW. (siehe Foto)
Erne öffnete vorsichtig die Eingangstür, schaute hinein – und winkte mir! Ich trat ebenfalls ein und sah vor mir einen riesengroßen Fernseher und eine Theke davor! Juchhu!! Und geraucht wurde auch nicht! Allerdings stand es bereits 2:0 für Deutschland – wir waren erst vier Minuten nach dem Anpfiff gekommen. Der nette Gastwirt offerierte uns Flaschenbier (immerhin Becks – zu 1,50) und Kaffee für Erne. Es waren noch einige andere Gäste da – am anderen Ende der Theke, mehr mit einem Gerät hinter ihnen beschäftigt. Das kümmerte uns so lange nicht, bis der „Osteuropäer“ den Raum (Kneipe wäre übertrieben) betrat und vom Wirt zusammengeschissen worden. Ein Gast (Türke, lebt seit 43 Jahren in Deutschland, hat mal bei Preußen Münster gekickt, war Schiedsrichter und kennt Egelsbach wegen Verwandtschaft) erklärte uns, dass der Wirt ihn mit 400 Euro in ein Wettbüro geschickt hat, dort aber der Automat kaputt gewesen sei und er nur ca. 100 Euro setzen konnte. 4:0 nach 26 Minuten!! Kurz vor der Halbzeit erkannten wir, dass die halbe Musikbox ein Wett-Automat war. Man schiebt Geld rein wie in einen Fahrkarten-Automaten, drückt die Wette und bekommt eine Quittung raus. Der Gewinn, so versicherte uns der Wirt, wird von ihm sofort ausbezahlt! Erne setzte sofort auf einen Sieg von Deutschland zu einer Quote von 1,55! Bei 4:0 ja todsicher! Leicht verdiente 77,50 €!
Als der 1:4-Anschlusstreffer fiel, wurde Erne in der Halbzeit mit weiteren Regeln vertraut gemacht. So zum Beispiel, dass eine Wette zur Zeit des Einsatzes immer 0:0 steht! Ernes Miene verfinsterte sich, musste Deutschland nun noch zwei Tore schießen. Aber der Ehrgeiz war nach der klaren Führung weggeblasen. Finstere Miene – heller Kopf! Und Risikofreudigkeit. Erne studierte den Automaten und setzte dann nochmals 10 Euro auf einen Sieg von Ecuador. Als dann das 2:4 fiel, rissen wir beide die Arme hoch, als hätte Deutschland bereits die WM gewonnen. Wir drückten nun alle Daumen, dass „wir“ kein Tor mehr schießen. Geklappt, Jubel! Für seine 10 Euro bekam Erne 60 Euro Gewinn – ging also plus/minus raus! Und mit der Erkenntnis, warum man eigentlich acht Stunden (oder mehr) arbeiten soll, wenn es doch in 45 Minuten so einfach geht…

4. Tag: Hann. Münden – Sababurg – Beverungen
Super pünktlich erschienen alle Teilnehmer auf dem (nicht überfluteten) Parkplatz. Anke und Kurt hatten einen Alternativplan parat. Nach kurzer Lagebesprechung entschlossen wir uns, die Autos mitzunehmen und nun die Sababurg (bzw. deren Tierpark) anzustreben. Ein Teil der Gruppe besichtigte die Gegend zu Fuß, der andere Teil setzte sich gut zwei Stunden aufs Rad. Bis zum gemeinsamen Mittagessen in der Saba-Kneipe.
Danach ging es wiederum für einen Teil der Gruppe mit dem Rad weiter nach Beverungen ins Hotel „Stadt Bremen“. Die anderen nahmen schon mal dort im Biergarten oder in der Sauna Platz. Abendessen an einem „Gala“-Tisch, Absacker im Kneipenbereich. Leider gab es für einige nicht die von Kurt gewünschten Zimmer „nach hinten raus“, sondern an der Straße. Ich durfte die Nacht mit Michael verbringen, weil Ingrid mit Sabine eingeteilt war.

5. Tag: Beverungen – Einbeck
Marion hat Geburtstag!! Auf ein Ständchen im überfüllten Frühstücksraum wurde aber verzichtet. Ein Blick nach draußen genügte, um uns komplett (!) in die Autos zu verziehen. Mit unterschiedlichen Zielen. Ich entschied mich für das „Team Andreas“. Zunächst sollte Höxter besichtigt werden. Wir fanden zwar einen Parkplatz hinter der Brücke, aber nachdem wir feststellten, dass wir allein auf dem Weg zurück über die Brücke patschnass geworden wären, beschlossen wir: weiterfahren! Nach Einbeck. Ins Hotel!
Gesagt, getan. Eingecheckt (mein Zimmer lag zur Straße…) und dann ab zur Stadtbesichtigung. Die fing mangels Kapuze, Mütze und Schirm relativ kurz aus. So wurde ein „Bistro“ aufgesucht, das wie maßgeschneidert war für Marions Geburtstagsrunde.

Marion's Geburtstagsrunde



Mehrere Einbecker Biersorten vom Fass! Dazu gute Oldies-Musik. Da müssen wir abends wieder hin, beschlossen wir. Also Kondition tanken und nach dem dritten Halben ein Mittagsschläfchen (knapp drei Stunden) halten… Nach einem mittelprächtigen Abendessen begab sich der Großteil der Gruppe in die Altstadt. „Unsere“ Kneipe war überfüllt, aber gegenüber (fast genauso schön) fanden wir Platz. Nur: Der große Durst stellte sich nicht mehr ein. So ging es bald zurück ins Bett. Irgendwie war der Tag ohne Radfahren anstrengender als die Tage zuvor…

6. Tag: Einbeck – Göttingen-Herberhausen
Daher war klar: Heute geht’s wieder aufs Rad!! Dazu entschloss sich aber nur eine kleinere Gruppe; der „Rest“ besichtigte diverse Museen und Porzellan-Manufakturen. Muskeln gegen Hirn, quasi. Die Radler ließen sich auch von (kleineren) Schauern und diversen Steigungen nicht einschüchtern und kamen gut gelaunt im „Lockemann“ (Landgasthof) an. Zimmer NICHT an der Straße (naja, da gab es keine), dann ohne Dusche erstmal ab an die Theke. Unser Kellner wollte uns im Dorfgasthof Plätze reservieren, um dort gemeinsam das DFB-Pokalfinale sehen zu können. Aber angesichts unseres Bier-Umsatzes entschloss sich der Wirt intuitiv, einen großen Fernseher im Thekenbereich aufzubauen. So konnten wir den Tag nach gutem Essen gemütlich ausklingen lassen, trotz oder wegen Bayern-Triple (je nach gusto). Wobei es – wie es Sitte ist – beim Essen die Dankesworte für Kurt und Anke von Matze und mir gab.

7. Tag: Rund um Göttingen und heim
Trennung nach dem Frühstück! Teils ging’s nach Hause, teils nochmal aufs Rad. Ich gehörte wieder zur „Gruppe Andreas“ – kein Wunder, ich musste ja mit ihm heimfahren. Gut 30 km wurden es dann nochmals, sogar mit einer Einkehr in der „Wilhelm-Busch-Kneipe“. Dank diverser Staus wurde es 19 Uhr, bis wir in Offenbach ankamen. Andreas fuhr sogar alle nach Hause, aber ich ließ mich bei Sabine absetzen und radelte heim. Somit wurde ich wohl zum Rekordradler der 18. Tour mit etwa 340 km. Ich glaube, Ingrid kam auf 35… Trotz neuem Fahrrad.
Es fuhren 2013: Ernst Adam (nur Auto), Ingrid Adam-Höhn, Marion Bach, Sabine Cölsch, Michael Höhn, Sabrina Höhn, Dieter theo Höhn, Beate Krembzow, Matthias Krichel, Anke Marcinkowski, Andreas Meisner, Damian Rzepka, Erika Rzepka, Dieter Schell, Kurt Weising

Diese Radler trotzten (fast alle) dem Wetter!

theo