Willi Wackers Radler-Blog 2012


Die Wacker-Radtour 2012 geht ins Frankenland.

01.06.12 – 1. Tag

Ich habe beschlossen bereits früher aufs Rad zu steigen. Ich will von Würzburg in zwei Tagen nach Bamberg. Wie meinte die Wetterfee heute Morgen im Frühstücksfernsehen: „Aprilwetter oder Herbsttag“ für diesen 1. Juni 2012.

Als ich um 6.45 in Offenbach in den Zug nach Würzburg steige ist es kühl und bedeckt. Irgendwo hinter Kahl rollt der Zug durch den ersten Schauer. So ein Mist, und ich will Fahrrad fahren. In Würzburg ist es dann zum Glück trocken aber nur um 16 Grad. Der Mainradweg ist schnell gefunden.

Erstes Etappenziel ist Ochsenfurt. Zeit für einen Kaffee. Die Bedienung schaut gut aus und erinnert an Penelope Cruz. Weiter gehts. Ich komme an einem Biergarten vorbei den ich kenne. Hier war ich schon mal? Ich fahre die erst Mainschleife und komme in Marktbreit an einem kleinen Main-Badestrand vorbei den ich ebenfalls wieder erkenne. Und jetzt dämmert es mir. Hier war ich mit Wacker ja schon einmal 2003.

Bei Schwarzach am Main wird etwas geschummelt. Ich verlasse den Main und radle am Mainkanal entlang. Einsparung = 8 km! Ich habe schon 70 in den Beine, da zählt jeder. Um 12 läßt sich die Sonne ein erstes Mal blicken – für 2 Minuten. Mittag in Volkach. Ein hübsches Städtchen. Ich genieße meine erste fränkische Spezialität: rote Zipf´l! In Rotweinsud gegarte fränkische Bratwürste. Dazu gibst ein Krautheimer Weißbier. Meine Füße, nur in Sandalen ohne Socken, haben wieder Körpertemperatur. Und jetzt läßt sie sich auch wieder blicken, die Sonne. Ich nutze die Gunst der Stunde und genieße die Sonnenstrahlen auf einer Bank am Radweg – Urlaub.

Nach 94 km ist Grafenrheinfeld erreicht. Dabei ist es erst 4. Ich war gut unterwegs und übernachte in der „Alten Amtsvogtei“, erbaut 1626. Ein würdiger Abschluss für meinen ersten Tag auf dem Rad. Mein Essen ist ok! Das Vogtei-Schnitzel lecker, die Bratkartoffeln mit Fett voll gesogen und kein bisschen kross – Schade! Darauf einen Mirabellenbrand – gute Nacht.

02.06.2012, 2. Tag

Wer früh schläft, wird früh wach! 04.30, 05.30, 06.30, es reicht. Kartenstudium, Morgenhygiene, Biene Maya und endlich – 08.00 Kaffee +. Um halb neun sitze ich auf dem Rad. So flüssig wie gestern bin ich nicht unterwegs. Die Sonne habe ich nur beim Frühstück kurz gesehen, jetzt macht sie sich rar. 14 Grad. Schweinfurt schleppt sich vorbei. Kaffee in Hassfurt. Stimmt meine Streckenkalulation? Um 15.00 muss ich am Treff in Kemmern sein. Meine Sorge ist unbegründet. Ich habe den Mainradweg schöner in Erinnerung. Lange Strecken entlang der Bundesstraße. Dann wieder durch Industriegebiete. Das kann ich in Offenbach auch haben. Und dafür 5 Sterne vom ADFC? Um 13.00 bin ich im überlaufenen Bamberg. Die LAGA läßt grüßen. Mittagspause im Fassla Bräu. Dieses Mal Bierzipf´l. Eine Entäuschung. Kleine gegrillte Rindswürste auf Sauerkraut. Naja, ich bin satt! Punkt 15.00 sitze ich auf Leichts Keller und warte auf die anderen.

Dann kommt die Meute um Theo und Ingrid mit großem Hallo. Noch eins, zwei Recken-Weizen zur Begrüßung und ab gehts nach Burgkunstadt. Ich gönne mir in den „Drei Kronen“ eine weitere fränkische Spezialität, „Schäufele“, gegrilltes Schweineschulter. Plaudernd geht der Tag vorbei.
Gute Nacht!

03.06.2012, 3.Tag

Jedes Jahr das Gleiche. Schon am ersten Tag machen ein paar auf Extrawurst. Vier fahren nach Bamberg. Für den Rest wird es ernst. Die Radgruppe schwillt am Treffpunkt in Kemmern auf 15 an. Ok, nur 11 fahren heute Rad. Bis wir los kommen wird es 10.45. Theo schafft das Unmöglich. Er verliert die Gruppe auf den ersten 200 Metern aus den Augen und verfährt sich – Rekord! Uns bringt das im Laufe des Tages noch eine Runde Freibier. Leider spielt das Wetter heute gar nicht mit. Erst grau, dann niesel, dann läßt sich das Wasser von oben nicht mehr leugnen, es regnet.

Nach 37 km haben wir vier 14 Heiligen erreicht – Pause. Es gibt Weißwurst mit Radi und Brezel. Dazu den Nothelfertrunk. Ein Kellertrübes. Trotz Besuch in der dortigen Wallfahrtskirche regnet es weiter. Noch 20 km bis zum Ziel in Burgkunstadt. Die Gruppe gibt Gas. Alle wollen ins Trockene. Das scheint den Regen noch mehr anzuspornen. Jetzt schüttet es. Um 18.00 sind die beiden Gruppen wieder vereint. Wir gehen essen. Thomas kommt hier gerade quer. Was denn heute schön war? Sabine: Die Strecke. Theo: Alles. Thomas: Die kurze Strecke. Teilnehmer wieder zu sehen, die man nur einmal im Jahr sieht. Das Hotel. Naja, jeder erlebt so eine Tour halt anders. Ich bin zufrieden mit dem Tag, aber Urlaubsstimmung will sich bei diesem Wetter nicht einstellen.
Gute Nacht!

04.06.2012, 4. Tag

Ausschlafen ist angesagt. Und das gelingt sogar. Heute werden ganz regulär zwei Gruppen an den Start gehen. Da ist zum einen die Gruppe der Talfahrer. 40 km bis nach Hersbruck/Bayreuth. Am Main entlang auf leicht hügeligem Terrain. Es soll schön gewesen sein. Man war in Kulmbach – Frau auch. Mehr kann ich dazu nicht schreiben. Ich war bei der Gruppe der „Bergfahrer“! Im rechten Winkel zum Mainverlauf geht es in die fränkische Schweiz. Sanft fährt man (7 Männer) zunächst am Weismain bergauf. Dann wechseln wir ins Kleinziegenfeldertal. Über Stadelhofen geht es nach Steinfeld. Ziel dort die Brauerei Hübner, eine urige Dorfkneipe mit einem „süffigen Hellen“ (O-Ton Biersommelier Bernhard) und ordentlicher Brotzeit. Wie bestellt ging es danach an der Wiesent 10 km bergab. Danach war allerdings ein Talwechsel angesagt. Die Truppach windet sich Richtung Norden sanft bergauf. Hinter Mistelgau gehts rasch (53 km/h) bergab ins Maintal nach Heinersreuth.

Der Gasthof Opel liegt lauschig an der B 85. Und hier bleiben wir zwei Tage! Hier ist alles etwas eigenwillig. Abendessen – es ist recht, wir werden satt. Zum Glück gibt es den Gasthof „Zum grünen Baum“. Eine Dorfgaststätte der urig-einfachsten Art. Ohne Mittags- und Abendtisch, aber mit den herzlichsten Einheimischen, die ich auf Radtouren je getroffen habe. Innerhalb von wenigen Minuten kam man ins Gespräch. Man lud uns zu feinstem Schinken ein. Wir revanchierten uns mit einer Runde Schnaps. Urig wars im grünen Baum!
Gute Nacht!

05.06.2012, 5.Tag

Pause! Kaffee, Zeitung, ein bisschen shoppen, ein Mittagsschläfchen…
Ein Teil der Gruppe läßt es dagegen krachen. Die Ochsentour zum Ochsenkopf, der Quelle des weißen Mains. Ich war nicht dabei, darum bleibt der Platz hier leer.

Entgegen anderer Planungen gehts zum Abendessen nicht ins Mannsbräu, sondern ins Oskar, eine urige Brauerei mit einem Mix aus Tradition und Moderne. Meine Schweinshaxe ist super cross und lecker, das Bier vom Feinsten und die Stimmung gut. Der Abend wird für manche lang und länger. Die Aspirin liegt bereit.
Gute Nacht!

06.06.2012, 6.Tag

19 Mann/Frau auf des toten Manns Drahtesel. Das Gasthaus Opel ruft an. Wir haben Zechpreller unter uns – auch das noch! Natürlich wird der Ausstand umgehend beglichen. Die Gruppe hat ihre maximale Gruppenstärke fast erreicht. Und jetzt sind wir zum ersten Mal zusammen auf der Piste. Die gefahrenen Stundenkilometer sinken dramatisch. 12 km/h, mehr geht nicht. Was auch daran liegt, dass ich und alle Nebenkönige den Pegnitztalradweg nicht finden. Stattdessen radeln wir quer Feld zwischen Autobahn, Bundesstraße und Bahntrasse. Andreas Rad hat einen gebrochenen Rahmen. Er fährt trotzdem weiter. Die Strecke ist schön. Pause im Gasthaus Ponfik in Pegnitz. Die Chefin ist allein, schafft es aber uns satt und sitt zu machen – Danke!

Ingrid und Heike nehmen den Zug. Wir eiern weiter. Die Gegend ist reizvoll. Der Regen ist es mittlerweile nicht mehr. Da ist sie, Burg Neuhaus an der Pegnitz, unser Ziel! Hoch gelegen, alt aber sowas von ruhig. Kein Vergleich zu Opel. Die Schaltung an Damian’s Rad macht die Grätsche. Kurt komplettiert die Gruppe. Jetzt sind wir 20. Jede/r mit Ecken und Kanten. Aber glatt ist ja so langweilig. Das Essen ist lecker, die Stimmung 1A. Die Chefin hat Geburtstag. Wir singen = eine Runde!
Gute Nacht!

07.06.2012, 7.Tag

4.30 Uhr – Nach dem großen Regen liegt der Wald gegenüber bis zu den Wipfeln in fettem Nebel. Schön, aber zu früh um zu schwelgen – zurück ins Bett. Drei Stunden später ist die Burg in das Licht der aufgehenden Sonne getaucht. 9.30 Uhr ist Fototermin. Um 10 Uhr soll es los gehen. Es wird 10.30 Uhr. Aber was soll’s, heute haben wir Zeit. Heute sind nur 35 km zu fahren. 20 Leute lassen sich Zeit. Die Strecke gibt es her. Es ist wunderschön an der Pegnitz. Leider verlieren wir unterwegs Falko und Heike. Wir folgen der Pegnitz über Stock und Stein. Pause in Afalter – Naja! Dann trennen wir uns wieder einmal. Einigen sind 35 km dann doch zu wenig. Der Rest fährt am Fluß entlang zunächst bis nach Hersbruck – Walnussbecher! Noch 3 km und wir sind im „grünen Baum“. Ach ja, heute schien den ganzen Tag die Sonne. Das Hotel ist spitze. Jeder vetreibt sich die Zeit auf seine Weise. Die Speisekarte sieht gut aus:

  • Sauerampferrahmsüppchen
  • lauwarmer Ziegenkäse im Speckmantel
  • fränkische Bratwürste mit Kartoffelsalat

Leider kein Genuß obwohl vorzüglich. Nach 5 Tagen kracht es nicht nur draußen. Ein reinigendes Gewitter. Der Prof. und ich rasseln aneinander. Die fünfte Variante der morgigen Strecke bringt das Fass zum Überlaufen. Ich bin nicht zum Reisekaufmann gemacht. Konsequenz: ich fahre morgen Punkt 9 meine Route. Mal sehen wer mitfährt?
Gute Nacht!

08.06.2012, 8.Tag

Alle!
„Entspannte 84 km“ O-Ton Thomas! Und das waren sie auch. Zunächst ging es sonnig nach Nürnberg. Entgegen einiger Vermutungen war der Radweg nach Nürnberg sehr schön. Durch Flussauen und Wälder ging es in Altstadt. Ziel, der „Barfüsser“. Pünktlich zur Abfahrt beginnt es zu regnen. Der Weg nach und durch Führt erweist sich ebenfalls als ausgezeichnet. Wir kommen gut voran. Was auch daran liegt, dass wir Ingrids Vorschlag aufgegriffen haben und uns in zwei autonome Gruppen aufgeteilt haben. Die Fahrt nach Erlangen ist dann aber doch so wie es nicht sein sollte. Durch graue Straßen und ewig zieht sich die Fahrt zur durchaus sehenswerten Altstadt. Zur Belohnung gibt’s ein Gutman. Noch knapp 15 km bis zur letzten Übernachtung in Burg bei Forchheim. Wir fahren die Kanalroute. Trotz Gegenwind geht es gut voran. Um den vielen Ereignissen der Tour noch etwas hinzu zufügen legt sich Thomas auf gerader Strecke mit dem Fahrrad hin. Zum Glück geht das Ganze nur mit ein paar Kratzern aus. Am Ziel angekommen spendiert Bernhard erst einmal einen Kasten. Abendessen im „Roter Ochs“. Das Essen ist lecker, das Gasthausehepaar sehr nett. Sabine darf sogar durch das Teleskop des Chefs sehen – Saturn lässt grüßen. Leider dauert alles es etwas zu lange um noch auf die Keller zu fahren. Vielleicht ein anderes Mal. Ich lasse den Abend gemütlich mit einer Zigarre ausklingen.
Gute Nacht!

Mein Fazit:

Streckenführung und Unterkünfte (mit Ausnahme Opel) waren sehr gut. Das Wetter war der Stimmung zwar etwas abträglich aber die meisten werden ihren Spaß gehabt haben.
20 Teilnehmer sind das Äußerste. Weniger wäre hier mehr! Mehr an Qualität, mehr an Tempo und damit mehr Zeit für Zwischenstopps jeglicher Art. Ingrids Idee hat sich bewährt. Kleine Gruppen sind leichter zu „hüten“. Die Wartezeiten verkürzen sich. Das Prinzip ist ausbaufähig. In Zukunft werde ich die Streckenführung von Tag zu Tag an kartenlesekundige Mitfahrer/innen delegieren. Es wird nur noch (m)eine Strecke pro Tag geben. Für „Varianten“ und ihre Ausführung sind die Initiatoren verantwortlich. Auch ich habe in dieser Zeit Urlaub. Das muss für mich spürbar werden.

Ich bitte um Vorschläge für mögliche Strecken/Ziele 2013. Die Ausarbeitung der Strecken und die Suche nach den Unterkünften übernehme ich gerne. Das macht Spaß bzw. wenig Arbeit.
Bei der Tour selbst bitte ich jeden um mehr Eigenverantwortlichkeit und Unterstützung um mich zu entlasten. Ich bin Organisator, nicht Veranstalter und betrachte mich als Teil der Gruppe, der wir ihr seinen Spaß haben möchte!

Bis zur nächsten Tour,
euer Matze

Theo’s offizielles Fazit:

Auch wenn man mit 20 Leuten unterwegs ist, schaut man doch in erster Linie auf sich selbst. Was ich für mich mitnehme, ist zu 100 % positiv.
– Weil ich eine für mich neue Gegend Deutschlands kennen gelernt habe (manche Strecke durfte ich sogar zweimal fahren)
– Weil alles wieder prima organisiert wurde und kleinere „Probleme“ im Vorfeld wie Rad-Transport sich in Luft auflösten. Jede(r) war kooperativ!!
– Weil meine Kondition auch auf der Bergstrecke (mit Gepäck!) hielt.
– Weil ich mit allen Mitfahrern/innen angenehme Gespräche hatte.
– Auch wenn es Matze genervt hat: Jeder konnte (fast immer) machen, was er wollte; fahren, wohin er wollte, wie er wollte (Bus, Bahn, Auto, sogar Rad!). Angekommen sind wir ja immer alle. Und das pünktlich!!
– Wäre das Opel-Hotel und sein Essen besser gewesen, hätte ich wahrscheinlich den unvergesslichen Abend im „Grünen Baum“ nicht erlebt.
– Das „sch… Wetter“ hat mir immerhin einen Sonnenbrand auf den Armen und Knien eingebracht. Wenn es morgens immer heißt: „Heute meist Regen“, cremt man sich natürlich nicht ein…danke, Dieter!! :-)